willige auszurüsten, oder die Kleidungsstücke, Betten und Verbandzeug
hergaben, oder Charpie zupften, um Kranke.und Verwundete zu pflegen?;
Eine fchlesifche Jungfrau schnitt sich, weil sie nichts Anderes zu geben
hatte, ihr schönes Haar ab und gab den Erlös hin zur Ausrüstung der
Freiwilligen. Männer und Frauen wetteiferten mit einander in dem
edlen Bestreben, dem Aufrufe des verehrten Landesvaters zu entsprechen,
und Preußen ist den übrigen Deutschen damals ein würdiger Ver-
treter und das erste Beispiel der Freiheit und Ehre geworden.
Die Begeisterung, welche Preußen bewegte, zündete aber auch in dem
übrigen Deutschland. Von den fernsten Grenzen des Südens bis
zum Norden und Westen, wo nur immer deutsche Zungen redeten
und deutsches Blut in den Adern rollte, da wiederholte sich
derselbe Sinn, dasselbe Streben bei Jung und Alt, in jedem Stande
und in jedem Geschlechte. Ein neuer Völkersrühling war angebrochen
im deutschen Lande. Edle Sänger, wie Theodor Körner, Max
Schenkendorf, Friedrich Rückert, Moritz Arndt und viele andere
erhoben ihre Stimmen, und ihre Lieder klangen in tausendfachem Chor
wieder im Heere und im Volke.
„Das Volk steht auf, der Sturm bricht los.
Wer legt noch die Hände feig in den Schooß!" —
so erklang Körner's mahnende Stimme, und Arndt sang sein berühmtes
Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland?" —
Vollkommen haben es die Deutschen damals bewiesen, daß Ehre
und Freiheit, König und Vaterland chnen heilige und theure Güter
sind — und daß sie für diese Güter Siege zu erkämpfen wissen, wie
sie uns die Geschichte erzählt von den Tagen bei Großbeeren
(2?. August 1813), an der Katzbach (26. August), bei Dennewitz
(6. September) und bei Leipzig (16., 18. und 19. Oktober). —
40. Blücher und die Schlucht mr der Katzbach.
(26. August 1813.)
Am 2. Mai fand in der Nähe von Lützen die erste Schlacht in
den Befreiungskriegen statt. Napoleon hatte vermessen gedroht, der
preußische Name sollte gänzlich ausgelöscht werden aus der Reihe der
Völker. Gott aber wollte es anders. Gleich bei Lützen oder Groß-
Görschen kämpften die jungen preußischen Krieger mit einer Kühnheit
und Todesverachtung gegen die französische Übermacht, daß Napoleon
nur mit Mühe das Schlachtfeld behauptete. In größter Ruhe und
Ordnung zogen sich die Verbündeten an die Elbe zurück. Damit
aber Niemand dies als eine Flucht deuten sollte, redete Blücher am
Tage nach der Schlacht seine Truppen also an: „Guten Morgen,
Kinder! Diesmal hat es gut gegangen! Die Franzosen sind gewahr
geworden, mit wem sie es zu thun haben. Der König läßt sich bei
euch bedanken. Aber das Pulver ist alle! Drum gehen wir bis hinter
die Elbe zurück. Da werden unsere Kameraden kommen. Die bringen
uns Pulver und Blei. Dann sollen die Franzosen die schwere Noth
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Theodor_Körner Max
Schenkendorf Max Friedrich_Rückert Friedrich Moritz_Arndt Arndt August August August Napoleon Napoleon
265
und Frauen schnitten Verlandstücke vorschriftsmäßig zurecht, oder sie
strickten und nähten für die Soldaten. In den großen Niederlagen, die
kaum ausreichten, die zahlreichen Liebesgaben zu bergen, waren vom
Morgen bis zum Abend treue Frauenhände thätig, die geschenkten
Wäschegegenstände zu zählen und zu ordnen; andere arbeiteten an Näh-
maschinen, um die erforderlichen Hemden, Binden, Jacken u. s. w.
anzufertigen; noch andere nahmen die für die Soldaten eingehenden
Postsendungen entgegen, um sie zu ordnen, zu packen und auszuliefern.
Mit den Frauen wetteiferten in zahllosen Vereinen die Männer und
Jünglinge, sich dem friedlichen Dienste des Vaterlandes zu widmen.
Und während die Reichen große Summen hergaben, fehlte es keineswegs
an Armen, die in rührender Weise auch ihr Scherflein beisteuern wollten.
Selbst in Amerika und andern fernern Landern sammelten die dort
wohnenden Deutschen und sandten reiche Liebesgaben nach ihrem be-
drohten Vaterlande.
So stand in den ersten Tagen des August das ganze deutsche Volk
in seinem Kriegs- und Friedensheere gerüstet da, fest entschlossen,
das Vaterland gegen einen übermüthigen und ungerechten Angriff mit
Gut und Blut zu vertheidigen und die Noth des Krieges nach Mög-
lichkeit zu lindern.
37. Die ersten Siege bei Weißenbttrg, Wörth und
Saarbrücken - Spicheren.
(4. u. 6. August 1870.)
In wenigen Tagen waren die deutschen Heere marschbereit und
zogen auf Landstraßen und Eisenbahnen, Regiment auf Regiment, nach
dem Rhein und über'n Rhein. Habt Ihr sie gesehen, diese Infanterie,
Kavallerie und Artillerie mit ihren Kanonen? und gehört, mit
welcher Begeisterung sie sangen:
»Lieb Vaterland, magst ruhig sein;
Fest steht und treu die Wacht am Rheinl"?
Drei Armeen wurden zusammengezogen: die erste, der rechte
Flügel, 130,000 Mann stark, unter dem Oberbefehl des General
von Steinmeh, bei Trier bis Saarbrücken, — die zweite, das
Centrum, mit den Truppen des Königreichs Sachsen 140,000
Mann, unter Prinz Friedrich Karl, in der bayerischen Pfalz, — die
dritte, der linke Flügel, mit den süddeutschen Truppen 150,000
Mann, unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, an der Nordgrenze
des Elsaß.
Den Oberbefehl über das gefammte deutsche Heer führte König
Wilhelm als Bundesfeldherr. Nachdem derselbe in dem Ver-
trauen, daß an Gottes Segen alles gelegen ist, auf den 27. Juli einen
allgemeinen Bettag angeordnet hatte, begab er sich am 31. Juli nach
Mainz und erließ von hier aus am 2. August nachstehende Prokla-
mation'^) an die Armee:
Proklamation — Ausruf, Bekanntmachung.
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Extrahierte Personennamen: August August Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm August
436
Italiens erreicht. Aber wie erschrak Hannibal, als er sein Heer musterte!
Von seinem über 50,000 Mann starken Heere hatte er nur noch die
Halste; von den 40 Elephanten war nur noch ein einziger vorhanden!
Doch das alles konnte seinen Muth nicht beugen und seinen Haß gegen
die Römer nicht mindern.
Die Römer schickten jetzt eiligst ein Heer nach Ober-Italien
unter Anführung des Wern Scipio. Dieser traf mit Hannibal am
Ticinus, einem Nebenflüsse des Po, zusammen, wurde völlig geschlagen,
und kam kaum mit dem Leben davon. Nun ging Hannibal über den
Po und schlug noch in demselben Jahre das römische Heer an der
Trebra. Mt dem Frühling des folgenden Jahres drang er in das
mittlere Italien. Hier war der Arno aus seinen Ufern getreten und
hatte die Gegend überschwemmt; das hieü Hannibal nicht auf. Drei
Tage und drei Nächte mußten die Soldaten im Wasser waten; die
Lastthiere blieben im Schlamm stecken; Hannibal selbst verlor durch
eine Augenentzündung, die er nicht abwarten konnte, ein Auge. Kaum
war er auf dem Trocknen, so rückte ein großes Heer gegen ihn an.
Aber Hannibal schlug das römische Heer so, daß 15,000 Römer ihren
Tod fanden und 6000 in Gefangenschaft geriethen. Das Blutbad war
so entsetzlich, daß noch jetzt die Ebene davon das Blutfeld heißt.
13. Julius Cäsar.
(60-Mb. Chr.)
Er war der größte aller römischen Feldherren. Seinen Water verlor er stüh
aber seine vortreffliche Mutter Aurelia gab ihm eine gute Erziehung. Er hatte
einen schwächlichen Körper, ein blasses, Hageres Gesicht, und oft litt er an
Kopfschmerzen; aber durch strenge Mäßigkeit im Essen und Trinken erhielt er sich
gesund', und durch allerlei körperliche Übungen, durch Laufen, Schwimmen, Fech-
ten, Reiten stärkte er sich so, daß er späterhin alle Anstrengungen und Beschwer-
den des Krieges ertragen konnte.
Nie war er müßig; täglich las, schrieb oder übersetzte er etwas. Wenn er
ein Buch gelesen hatte, so wiederholte er den Inhalt desselben. Don seiner
Mutter lernte er besonders die Freundlichkeit im Umgänge, wodurch er sich nach-
her so beliebt zu machen wußte.
Einst machte Cäsar eine Reise nach Kleinasien, um dort sich in der Rede-
kunst noch weiter zu bilden. Unterwegs wurde er von Seeräubern überfallen,
welche 26 Talente (beinahe 25,000 Thaler) Lösegeld von ihm forderten. „Was!"
rief Cäsar, „für einen solchen Mann, wie ich bin, verlangt ihr nicht mehr?
50 Talente sollt ihr haben." Hierauf schickte er seine Begleiter aus, das Geld
zusammenzubringen. Während dessen benahm er sich nicht wie ein Gefangener,
sondern wie ein Herr der Seeräuber. Wenn er schlafen wollte, befahl er ihnen,
still zu sein. Zuweilen las er ihnen seine Gedichte mw Reden vor, und wenn
sie diese nicht lobten, so drohte er: „Dafür sollt ihr mir büßen; komme ich los,
so lasse ich euch alle ans Kreuz heften!" Die Räuber schrieben diese Freimü-
thigkeit seiner muntern Laune zu und hatten ihre Freude daran. Endlich brach-
ten seine Leute die 50 Talente Lösegeld. Die Räuber setzten ihn ans Land.
Aber kaum war er stei, so wußte er sich einige stark bemannte schiffe zu ver-
schaffen, holte die Seeräuber ein, eroberte ihr Schiff; ließ sich sein Geld aus-
zahlen und führte die Räuber nach der Küste Kleinasiens, wo er sie sämmtltck.
kreuzigen ließ.
Bald nachher kehrte er nach Rom zurück, und lebte hier mehrere Jahre sehr
verschwenderisch; besonders verschenkte er große Summen an das Volk und gab
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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238
einen Aufruf zur freiwilligen Bewaffnung: „Das Vaterland ist
in Gefahr; Preußens Jugend rüste sich zum Kampfe!" — Da
loderte die Vaterlandsliebe in Hellen Flammen auf: Jünglinge und
Männer verließen Beruf und Familie, um das Vaterland zu befreien.
Am 28. Februar schloß der König mit dem Kaiser Alexander von
Nußland ein Bündniß, in welchem letzterer gelobte, die Waffen nicht
eher niederzulegen, bis Preußen in feinem früheren Umfange wieder
hergestellt sein werde. Am 16. März erfolgte Preußens Kriegs-
erklärung an Frankreich, und am 17. März erließ der König den denk-
würdigen Aufruf an sein Volk, der mit den begeisterten Worten schließt:
„Welche Opfer auch gefordert werden, ste wiegen die heiligen Güter nicht
auf, für welche wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn
wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte
entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unab-
hängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg giebt es, als
einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang, weil
ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Mit Zuver-
sicht dürfen wir vertrauen, Gott und unser sesterwille werden unserer ge-
rechten Sache den Sieg verleihen, und mit ihm die Wiederkehr einer glück-
lichern Zeit!" —
Zugleich wurde die Errichtung der Landwehr verordnet. „Mit
Gott für König und Vaterland" — sollte ihr schöner Wahlspruch
sein, und mit demselben schönen Worte war wenige Tage vorher (am
10. März) der Orden des eisernen Kreuzes als Auszeichnung
für die Helden des Befreiungskrieges gestiftet worden.
38 Preußens und Deutschlands Erhebung.
(1813.)
Der Aufruf des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm'slll.,
entflammte die Begeisterung für die Befreiung des Vaterlandes zu dem
herrlichsten Feuer. „Der König rief, und Alle, Alle kamen!"
Von Memel bis Demmin, von Cölberg bis Glatz regte sich unter
den Preußen nur eine Stimme, ein Gefiihl, das Vaterland zu retten,
Preußen und Deutschland zu befreien. Krieg wollten die Preußen,
dm Frieden fürchteten sie, weil er unter Napoleons Gewaltherrschaft
doch kein ehrenvoller geworden wäre. Krieg! Krieg! schallte es von
den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Niemen bis zur Elbe.
Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren,
Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehrenvoll
entlassen waren, Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien
und Verwalter großer Geschäfte, für jeden Kriegsdienst längst entschul-
digt, wollten sich doch selbst nicht entschuldigen; ja, sogar Jungfrauen
drängten sich unter Verkleidungen zu den Waffen. Alle wollten sich
üben, rüsten und für das Vaterland streiten und sterben.
Und was die Männer unter den Waffen thaten, das thaten die
Frauen durch Gebete, Ermahmmgen, Arbeiten, Sorgen und Mühen
ftrr die Ausziehenden, Kranken imd Verwundeten. Wer könnte ste alle
zählen, die Hab und Gut, Ohr- und Fingerringe opferten, um Frei-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander_von
Nußland Alexander Friedrich_Wilhelm'slll. Friedrich Cölberg Glatz Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschlands Deutschland Ostsee
264
behülflich zu sein, um die Sterbenden zu trösten, um für Beide Briefe
in die Heimath zu schreiben und viele andere Dienste zu leisten. Das
ist das stille Heer des Friedens auf dem Schlachtfelde, kenntlich
durch eine weiße Armbinde mit einem rothen Kreuz.
Sobald von Frankreich uns der Krieg erklärt war, rüstete sich
dieses stille Heer zu seinen Liebeswerken, allen voran die Johanniter
und Maltheser. Diese Orden sind Verbindungen von Männern, die
es schon in alten Zeiten für ihre Aufgabe hielten, Kranke zu bedienen
und zu verpflegen und zu diesem Zwecke Krankenhäuser zu errichten, die
sie theils selbst bedienten, theils leiteten*). Wie im schleswig-holstein-
schen und im böhmischen Feldzug, so wollten sie auch in diesem Kriege
ihre Hülfe den Kranken und Verwundeten zuwenden. Gleich beim Be-
ginn desselben meldeten sich mehrere hundert von ihnen zum Dienste
im Felde, und über 1000 Betten wurden in ihren Krankenhäusern für
die Verwundeten bereit gestellt. Diese Männer, theils ausgebildete
Krankenpfleger, theils junge Leute aus verschiedenen Ständen: Stu-
denten, Lehrer, Kaufleute, Handwerker, zogen nach einer kurzen Vor-
bereitung in einem Krankenhause und Unterweisung in der Verband-
lehre mit der Armee hinaus, um den im Kampfe verwundeten und ermat-
teten Soldaten Samariterdienste zu erweisen durch Pflege des Leibes und
Trost des bekümmerten Herzens. — Dazu kamen Hunderte von Feld-
diakonen, von Diakonissinnen und barmherzigen Schwestern,
die ebenfalls auf den Schlachtfeldern, besonders aber in den Laza-
rethen, die Verwundeten und Kranken bedienen und pflegen wollten.
Aber auch die ruhigen Friedensleute in der Heimath, die nicht mit
hinausziehen konnten, besonders die Frauen, regten ihre Hände, die
Noth des Krieges zu lindern. Am 18. Juli hatte die Königin August«
von Preußen, die Beschützerin des „vaterländischen Frauen-
vereins", folgenden Aufruf erlassen:
„Das Vaterland erwartet, daß alle Frauen bereit sind, ihre Pflicht
zu thun! Hülfe zunächst an den Rhein zu senden."
Am folgenden Tage forderte die Kronprinzessin Viktoria den Vor-
stand der unter ihrem Schutze stehenden „Jnvalidenstiftung" auf,
Sammlungen von Liebesgaben zu veranstalten, um damit die Tausende
von Frauen und Kindern, die während des Krieges ihrer Ernährer
beraubt sind, vor äußerer Noth zu bewahren. „Möge freie Liebes-
thätigkeit sich vereinen" — sagte die Kronprinzessin —, „um die An-
gehörigen derjenigen vor Entbehrung zu schützen, welche Gesundheit
und Leben für uns hinzugeben bereit sind."
Allenthalben traten sofort zahllose Vereine ins Leben, welche Gaben
sammelten für die zurückgebliebenen Familien einberufener Soldaten
und für die im Felde verwundeten und erkrankten Krieger. Alle Städte
Deutschlands wetteiferten mit einander — überall die Frauen voran.
Da saßen um den Familientisch neben der Mutter Mädchen vom zartesten
Alter bis zur Jungfrau und zupften Charpie; die älteren Tochter
""ft Siehe Ii. Asschti.'Iv. Seite 447.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Viktoria
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rhein Deutschlands
i\t es, ihn nicht selbst pflegen zu können, wenn die schweren Wunden
seinen Transport in die Heimath unmöglich machen!
Bei dieser wehmüthigen Klage war es ein schöner Trost, zu wisten,
daß draußen auch für die Verwundeten und Todten gesorgt wird, daß
sie vom Kampfplatz aufgehoben, verbunden und gepflegt werden, ja
daß es den Sterbenden auch an liebevollem geistlichen Trost nicht fehlt,
daß die Todten — soweit es möglich — nach christlichem Gebrauch
begraben werden. Denn wo das bewaffnete Heer eine Schlacht ge-
schlagen hat, da ist auch das unbewaffnete, das stille Heer auf dem
Kampfplatze zu seiner Liebesarbeit gerüstet.
Die Schlacht hat begonnen! Die Erde erbebt unter dem Brüllen
des Kanonendonners. Dazwischen knattern die Flintensalven und das
Mitrailleusenfeuer. Pulverdampf hüllt die Kämpfer ein. Blitze, welche
dem Schusse vorhergehen, leuchten dazwischen. Hier und da — abseits
vom Kampfplatz — hat man den Verbandplatz errichtet; ringsherum
stehen bewegliche Feldlazarethe, „ in denen Leinenzeug und die
ärztlichen Instrumente liegen. Über ihnen weht die weiße Fahne
mit dem rothen Kreuz. Ärzte, Feldgeistliche, militärische
Krankenträger, freiwillige Krankenträger und-Pfleger: Jo-
hanniter, Maltheser, Diakonen, Diakonissinnen und barm-
herzige Schwestern stehen dabei, bereit, die Verwundeten aus dem
Gefecht zu holen, sie zu verbinden und zu erquicken. Von dem Ver-
bandplätze werden die Verwundeten in bereitstehenden Wagen langsam
weggefahren, dem nächsten Lazarethe zu.
Der Kampf ist zu Ende! Auf den weiten fruchtbaren Ebenen,
wo einst das Getreide goldig wogte, herrscht die Zerstörung. Ein ödes
Schweigen, nur durch das Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden
unterbrochen, lagert über dem Schlachtfelde, dessen Blutlachen überall
einen röthlichen Schein verbreiten. Hat der Kampf um ein Dorf herum
oder in demselben gewüthet, so liegen die Verwundeten und Todten in
den Gärten oder auf der Straße. Da ist es wiederum die Arbeit
des stillen Heeres, sie zusammenzutragen, sie in überdeckte Räume zu
schaffen, auf Stroh zu betten und dann den Ärzten zur weiteren Be-
handlung zu überlassen.
Unversehrt gebliebene Häuser und Scheunen, Schulgebäude und
Kirchen sind überfüllt mit Verwundeten, ja auf den Straßen und
freien Plätzen liegen dieselben in langen Reihen neben einander —
fortwährend kommen noch leichter Verwundete nachgehinkt, mit immer
neuen Lasten kehren die Wagen zurück — es scheint gar kein Ende
nehmen zu wollen.
Anerkennung, Ehre und Dank sei all den wackern Männern,
Jünglingen, Frauen und Jungfrauen dargebracht, welche hier
auf den Schlachtfeldern und in den Lazarethen mit eigener Lebensgefahr
Tag und Nacht unermüdlich thätig waren, den Verwundeten und Ster-
benden Samariterdienste zu erweisen! Anerkennung, Ehre und Dank
aber auck all den Vereinen in der Heimath, in Stadt und Land, welche
Haester»' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausg. 18
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
nicht ermüdeten, Liebesgaben zu sammeln und ganze Eisenbahnladungen
voll von stärkenden Getränken und Speisen, erwärmenden Bekleidungs-
gegenständen u. s. w. zum Kampsplatze zu senden zur Pflege der Ver-
wundeten und Kranken und zur Erquickung all der Braven im Felde,
die Haus und Herd, Weib und Kind, Vater und Mutter verlassen
hatten, um in den Kampf zu ziehen zur Vertheidigung des bedrohten
Vaterlandes! —
61 Dem stillen Heere.
Als laut durch unser Land der Schlachtenrus erklungen!
-Ihr Männer aus! Der Freiheit droht Gefahri"
Zog nach dem Rhein der Deutschen Krieger Schaar,
Dem Adler nach, der kühn sich aufgeschwungen.
In Schlacht um Schlacht ward Sieg um Sieg errungen,
Und Heldenthaten wurden offenbar
So märchenhaft, so groß, so wunderbar,
Daß laut ihr Preis erklang von allen Zungen.
Doch mit dem tapfern Heere treu verbunden
Zog noch ein zweites stilles Heer in's Feld,
Und ihm auch sei der Ehre Kranz gewunden!
Zwar hat es keine blut'ge Schlacht geschlagen,
Doch ward von ihm so mancher wunde Held
Zu treuer Pflege aus der Schlacht getragen.
(Julius Sturm.)
65. Nach Paris — bis zum Frieden.
(Is. September 1870 bis 1. März 1871.)
Kaum war die Kunde von der Gefangennahme des Kaisers bei
Sedan nach Paris gelangt, so entstand dort eine ungeheure Aufregung,
die der Minister-Präsident Palikao, der Vertreter des Kaiserthums,
nicht mehr zu beschwichtigen vermochte. „Es lebe die Republik!"
erscholl es auf den Straßen. „Es lebe die Republik!" ertönte es
in der Abgeordneten-Versammlung — und ohne daß sich auch nur eine
Stimme oder eine Hand für Napoleon erhob, wurde am 4. Sept.
das Kaiserthum abgeschafft und die Republik ausgerufen. Die als
Regentin eingesetzte Kaiserin flüchtete mit ihrem Sohne nach England.
Eine provisorische Regierung wurde gebildet, an deren Spitze General
Trochu*) stand, der zugleich die „nationale Vertheidigung" zu
leiten hatte. Favre**) wurde Minister der äußern, Gambetta
Minister der innern Angelegenheiten. In einem Rundschreiben,
welches Favre am 6. Sept. erließ, behauptete derselbe, König
Wilhelm habe nicht gegen das französische Volk, sondern nur gegen
Napoleon Krieg geführt und müsse nun — da dieser gefangen sei —-
wieder heimziehen. „Frankreich wird", sagte er, „keinen Fuß breit Erde
und keinen Stein seiner Festungen abgeben. Wir sind ungebrochenen
*) Sprich: Troschü.
**) Fawr.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Julius_Sturm Palikao Napoleon Gambetta Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Paris Sedan Paris England
446
22. Das Rltterthum Lrn Mittelalter.
Anfänglich bestanden die Heere der Deutschen und der meisten übrigen
Völker Europas größtenteils aus Fußgängern. Die wenigen Neiter
trugen Helme und Panzer, ihre Waffen waren Lanzen und furcht-
bare Schwerter. Wegen dieser kostspieligen Rüstung konnten aber
nur die Reichen und Vornehmen zu Pferde dienen. Darum gab
der Reiterdienst eine Art von Ansehen und Adel. Um einen sol-
chen Vorzug zu erhalten und zu vermehren, war das ganze Leben des
Adels kriegerisch von Jugend auf. Körperliche Kraft und Ge-
wandtheit ging ihm über alles; von Jugend auf lernte der Adelige
ein wildes Roß tummeln und Lanze und Schwert mit Gewandt-
heit führen. Kein leichter Fußgänger konnte sich mit einem geübten
Reiter messen, der vom Kopfe bis zu den Füßen mit Eisen bedeckt
war. So machten in den damaligen Zeiten die Adeligen die vor-
nehmsten Krieger aus, und von ihrem Neiterdienst erhielten sie den
Namen Ritter. — Mit der Zeit bildeten die Ritter einen besonderen
Stand. Religion, Ehre, Tapferkeit und Hochachtung gegen das
weibliche Geschlecht waren die vier Haupttugenden der Mitglieder.
Zur Zeit der Kreuzzüge stand das Ritterthum in seiner schön-
sten Blüthe. Es bildeten sich, gleich den Mönchsorden, drei engere
Verbrüderungen der Ritter unter einander. Das waren die Orden
der Johanniter, der Tempelherrn und der Deutschen. Schon im
Jahre 1048 hatten Kaufleute aus Amalfi (in Unteritalten) in der
Nähe des heil. Grabes ein Kloster bauen lassen zur unentgeltlichen Auf-
nahme und Verpflegung armer und kranker Pilger. Als Gottfried
von Bouillon 1099 nach Eroberung der heil. Stadt dieses Spital
besuchte, wurde er von der hingebenden Treue der Mönche, die hier
ihr Leben der Krankenpflege widmeten, so gerührt, daß er der Stiftung
eines seiner Güter in Brabant zum Geschenk machte. Nun traten
einige Ritter seines Gefolges in das Kloster als dienende Brüder ein,
entsagten der Welt, verpflichteten sich zu den gewöhnlichen Kloster-
gelübden des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armuth,
und bezeichneten ihre schwarze Ordenstracht mit einem achtspitzigen,
weißen Kreuze. Schnell verbreitete die Dankbarkeit heimkehrender
Pilger, die bei ihnen Aufnahme und Verpflegung gefunden hatten, ihren
Ruhm durch ganz Europa, und in allen Ländern wetteiferte die Mild-
thätigkeit der Frommen, durch reiche Gaben sich einen Antheil an diesem
Verdienste zu erwerben. Jetzt erhoben sich statt des armseligen Obdachs,
das die Brüder bisher zur Aufnahme bieten konnten, Paläste, und da-
neben wurde ein prächtiger Tempel zu Ehren des heil. Johannes des
Täufers erbaut, und die Brüderschaft führte von nun an den Namen
Johanniterordrn. — Ihre Güter mehrten sich bald in allen europäischen
Ländern, und sie selbst schlugen sich lange heldenmüthig mit den Türken
herum, bis auch sie der Übermacht weichen mußten. Sie ließen sich dann
auf der Insel Cypern nieder, und als sie auch hier vertrieben wurden, auf
der Insel Rhodus. Als sie aber endlich auch hier keine bleibende Stätte
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Gottfried
von_Bouillon Johannes
Extrahierte Ortsnamen: Europas Amalfi Brabant Europa Rhodus
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europäische Nationen, die auf die Engländer eifersüchtig waren, besonders die
Franzosen in ihr Jntereffe, wählten zu ihrem Anführer den berühmten.
Washington, einen reichen Pflanzer, der sich auf das Kriegswesen wohl verstand.
Die Colonisten standen den Engländern zwar an Ausrüstung und Kriegserfahrung
weit nach; aber sie übertrafen die von diesen in Sold genommenen fremden
Truppen, unter denen sich auch Deutsche: Hessen und Braunschweiger,
befanden, an Muth, Vaterlandsliebe, Begeisterung für die Freiheit und besonders
an genauer Kenntniß des Landes. Lange blieb der Kampf ohne Entscheidung;
aber als 1777 bei Saratoga der englische General von den Amerikanern um-
zingelt und zur Übergabe gezwungen, und 1781 ein zweites englisches Heer bei
Uorktown durch Washington gefangen genommen worden, und England kein
neues Heer zu senden hatte: da wurde im Frieden zu Versailles 1783 die
Unabhängigkeit der nordamerikanischen Freistaaten anerkannt. Seit diesem
Frieden hat der junge Freistaat staunenswerthe Fortschritte in der Bevölkerung
und im Wohlstände gemacht; denn Tausende und abermals Tausende sind aus
England, Irland, Frankreich und Deutschland nach der neuen Welt ausgewandert,
um sich dort im Lande der Freiheit und des Wohlstandes niederzulassen. Urwald
auf Urwald ist niedergesunken, Niederlassung auf Niederlassung entstanden, Städte
auf Städte sind angelegt und wunderbar rasch bevölkert worden, Provinzen auf
Provinzen haben sich gebildet. Die Zahl der verbundenen Staaten hat sich von
13 auf 38 schon vermehrt. An der Spitze dieses Bundesstaates steht ein Prä-
sident, der alle vier Jahre neu gewählt wird. Washington war der erste
Präsident — zu seiner Ehre wurde auch die Stadt gleichen Namens ge-
gründet und zur Hauptstadt des ganzen Freistaates und zum Versammlungsorte
des Congresses (Abgeordneten-Versammlung) erhoben.
Großen Einfluß auf das amerikanische Volk und seine Schicksale übte besonders
der berühmte Benjamin Franklin. Er war der Sohn eines Seifensieders. Da
sein Vater 17 Kinder hatte, so konnte er auf ihn, den jüngsten, nicht viel ver-
wenden, und bestimmte ihn auch zu seinem Handwerke. Attein dieses gefiel ihm
nicht, und er lernte bei einem Bruder die Vuchdruckerkunst. Nach mancherlei
Widerwärtigkeiten legte er eine eigene Buchdruckerei an und war unermüdet thätig,
dabei heiter und streng redlich. Dies verschaffte ihm das Zutrauen seiner Lands-
leute, die gern bei ihm Bestellungen machten und ihn unterstützten. In seinen
Feierstunden las er nützliche Bücher, und bald verfaßte er selbst kleine Schriften
für das Volk, welche gern gelesen wurden; dann gab er eine Zeitung heraus,
die große Abnahme fand. Durch tiefes Nachdenken und gründliches Forschen er-
fand Franklin den Blitzableiter, wodurch sein Name in ganz Europa bekannt
wurde.
Enaland wollte diesen Mann für sich gewinnen, und ernannte ihn zum Ober-
postmeister der amerikanischen Besitzungen; allein er blieb dennoch der Sache seines
Vaterlandes ergeben. Bei dem Ausbruche der Mißhelligkeiten zwischen England
und Amerika reiste er nach L ondon und vertheidigte hier die Rechte seiner Lands-
leute niit eben so großer Weisheit als Freimüthigkeit. Als er im Jahre 1776
wegen Abschließung eines Bündnisses mit Frankreich nach Paris kam, gerietst
die ganze Stadt in freudige Bewegung; jeder wollte den ausgezeichneten Ameri-
kaner sehen. Nicht selten saß der ehemalige Buchdrucker mit dem Könige zu.
Tische. Bei seiner Aufnahme in die Gelehrtenversammlung Frankreichs ward er,
als Erfinder des Blitzableiters und Befreier des Vaterlandes, mit dem eben so
schönen als wahren Verse bewillkommnet: „Dem Himmel entriß er den
Blitz, den Tyrannen das Scepter!"
Franklin starb, allgemein verehrt und bewundert, in seinem 81. Jahre. Merk-
würdig ist noch die Grabschrift, die er sich selbst setzte: „Hier liegt der Leib
Benjamin Franklins, eines Buchdruckers, als Speise für die Würmer, gleich dem
Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen, und der
seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist. Doch wird das Werk selbst nicht
verloren sein, sondern einst wieder erscheinen in einer neuen, schönern Ausgabe,
durchgesehen und verbessert von dem Verfasser."
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Muth Benjamin_Franklin Franklin Franklin Benjamin_Franklins
Extrahierte Ortsnamen: Washington Washington England Versailles England Irland Frankreich Deutschland Washington Europa England Amerika Frankreich Paris Frankreichs
So wuchs mein Vermögen. Wozu denn? fragte ich: du brauchst
ja nicht den zwanzigsten Theil davon. Prunk damit treiben vor den
Leuten? Das ist Thorheit. Soll ich in meinen alten Tagen noch ein
Loch im Ärmel aufweisen? Hilf andern, wie dir Gott durch andere
geholfen. Dabei bleibt's. Das höchste Gut, das der Reichthum ge-
wahrt, ist zuletzt Unabhängigkeit von den Launen der Leute und ein
großer Wirkungskreis. Jetzt, Konrad, gehe auf die hohe Schule, lerne
etwas Rechtes; denke an den Mann mit der schneeweißen Perücke;
hüte dich vor dem ersten kleinen Loch im Ärmel; mach's nicht wie mein
Kamerad Albrecht. Er ward zuletzt Soldat und ließ sich in Amerika
todtschießen.
11. Der Soldat.
(Iv. Musterstück von Kellner.)
(Wortfamilie des Wurzelwortes: Ziehen.)
Anton stand am Fenster und sah auf die Straße. Dort ziehen
Soldaten, sprach er freudig, und vielleicht ist mein Bruder darunter!
Der Zug war lang; aber unter den letzten Männern erkannte Anton
die Züge des Bruders. Die Soldaten zogen auf die Wache, und
Anton mußte lange verziehen, ehe der Bruder angezogen kam.
Der Knabe lief ihm ohne Verzug entgegen und umarmte ihn freudig.
Wie prächtig du angezogen bist, sprach er: ach, ich möchte auch wohl
Soldat werden und die Wache beziehen.
Laß dich für jetzt lieber noch von unsern Eltern erziehen, sprach
der allere Bruder. Ein solcher Aufzug der Soldaten sieht zwar hübsch
aus und zieht an, allein uns Kriegern ist auch vieles entzogen, und
gar bald würdest du dein jetziges Leben vorziehen. Der Soldat steht
unter strenger Zucht und muß sich vielen Beschwerden unterziehen.
Im Kriege zieht er gegen den Feind; auf dem Schlachtfelde steht er
manchen in den letzten Zügen und muß oft den Degen ziehen, um
sein Leben zu vertheidigen. Immer muß der Soldat gehorchen und
darf dabei keine Miene verziehen.
Antons Gesichtszüge wurden ernster, und er sprach: Nein, Bru-
der, du hast Recht; ich gebe für jetzt noch unserm elterlichen Hause den
Vorzug und will gern ein Zögling liebevoller Lehrer bleiben. Solch
ein kleiner Soldat, wie ich sein würde, müßte überall den Kürzeren
ziehen, und würde wegen seiner Schwäche von den Stärkern auf-
gezogen. Aber bin ich erst größer, dann zögere ich nicht langer;
dann werde ich ein tapferer Soldat, und niemand soll mich im Kriege
auf dem Rückzüge sehen.
12. Der Truppendurchwarsch.
Liebe Schwester!
Du hast mich früher oft mll meiner Vorliebe für die Soldaten
geneckt und mich ausgelacht, wenn ich einem durch das Dorf reitenden
Husaren nachlief bis draußen an das Hirtenhäuschen. Aber wenn du
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Extrahierte Personennamen: Konrad Konrad Albrecht Albrecht Anton Anton